Ein sicherer Ort

Als das Schutzhaus für Frauen und Kinder Euskirchen 1992 eröffnete, wurde die Adresse geheim gehalten. Seit 2016 ist unsere Adresse öffentlich. Die Geheimhaltung war bis dahin oberstes Gebot, da sie den Frauen und Kindern das Gefühl von Sicherheit vermittelte und das Haus so zum geschützten Versteck wurde.

Das Verstecken an einem geheimen Ort vermittelt den Frauen und Kindern zwar Sicherheit – bedeutet aber auch Isolation. Das heißt für sie, nicht öffentlich zu machen, was passiert ist, nicht selbstbewusst und deutlich das Problem der häuslichen Gewalt zu zeigen. Sich in der Anonymität des Schutzhauses zu verstecken, verstärkt die Scham und belässt die Thematik bzw. Verantwortung bei den Frauen und Kindern, sie wird nicht an die Gesellschaft zurückgegeben. Diese Isolation und alleinige Verantwortung der betroffenen Frauen, will das Team des Schutzhauses mit dem neuen Weg – der öffentlichen Adresse – aufheben und verändern. Konnte in den ersten Jahren der Schutzraum noch durch die Geheimhaltung aufrechterhalten werden, so hat sich gezeigt, dass diese Sicherheit trügt und immer wieder überraschend die Adresse publik wurde; bedingt durch sich wandelnde Medien und technische Neuerungen, wie die Ortungsmöglichkeit von Handys und dem Internet. Anstatt vor dieser Wirklichkeit die Augen zu verschließen, galt es ein neues, angepasstes Konzept zu entwickeln.

Die Sicherheit der Frauen und Kinder ist weiterhin das Wichtigste im Schutzhaus. Die Mitarbeiterinnen erstellen bei der Aufnahme mit Hilfe eines Fragebogens eine Risikoeinschätzung. Die Bedrohungssituation der Frau und ihrer Kinder wird eingeschätzt und der Standort des Schutzhauses als möglicher Risikofaktor geklärt. Ganz wichtig ist für uns, Institutionen wie z. B. Polizei, Schule, Jugendämter, Kindergärten, Verwaltungen und Gerichte über die Bedrohungssituation der Betroffenen detailliert zu informieren. Immer dann, wenn es zu einem Kontakt mit dem Täter bei Jugendämtern und Gerichten kommt, ist es zum Schutz der Frauen und Kinder unbedingt notwendig, den Aufenthaltsort nicht bekannt zu geben.

Das Sicherheitskonzept umfasst eine Videoanlage mit Kameras rund um das Haus, eine elektronische Schlüsselanlage, Alarmknöpfe und einen Notruf mit Verbindung zu einem 24-Stunden-Sicherheitsdienst. So kann zu jeder Zeit schnelle Hilfe geleistet werden.